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Hinter den Kulissen 0

„Hinter den Kulissen“ (12) | Bei Ute Schröder, Dresdner Philharmonie

By Redaktion · On 16. November 2020

Die Arbeit von Ute Schröder beginnt lange, oft sehr lange, bevor der Dirigent den Taktstock hebt, …

… die Musiker erst zu ihm, dann auf ihre Noten schauen und das Konzert beginnt. Sie hat Musik studiert, war Solorepetitorin in verschiedenen Theatern, u. a. in der Staatsoperette, und gehört seit 1996 zum städtischen Konzertorchester, das 1870 als Gewerbehaus-Kapelle gegründet wurde. Sie ist „Herrin der Noten“ des Orchesters, ganz sachlich heißt es „Mitarbeiterin Bibliothek und Dramaturgie“. „Ohne sie würde der ganze Laden hier nicht laufen“, bringt es Professor Ralf-Carsten Brömsel, Konzertmeister, volkstümlich auf den Punkt und schon sind die beiden in einem Fachdialog versunken (dem ich nicht folgen kann…). Es geht: Natürlich um Noten!

Und davon lagern in den modernen Rollschränken im Kulturpalast so viele, dass man es nicht beziffern kann. Ute Schröder wuchtet zur Anschauung eine mindestens 20 Zentimeter dicke und acht Kilo schwere Notenmappe aus dem Regal: „Das ist im wahrsten Sinne des Wortes schwere Musik, die 7. Sinfonie von Anton Bruckner.“ In der Mappe befinden sich rund 60 Orchesterstimmen sowie die Dirigierpartitur. Da ist das Gewicht kein Wunder. Das Werk wurde 1944 verlegt und wird auch heute noch verwendet. Die bunten Einzeichnungen in der Partitur stammen von Herbert Kegel, der von 1977 bis 1985 Chefdirigent der Philharmonie war. „Jeder Dirigent hat eine andere Auffassung vom Werk und erarbeitet mit dem Orchester seine eigene Interpretation. Wir spielen grundsätzlich aus Originalen.“ Und die sind eben dann – wie bei Bruckner – vergilbt, mit Bemerkungen versehen und an den Ecken sorgfältig verstärkt. Noten werden übrigens so auf den Seiten verteilt, dass immer rechts unten eine etwas längere Pause des jeweiligen Instruments zum Umblättern genutzt wird. Und auch das synchrone Auf- und Abstreichen der Bögen bei den Streichern ist kein Zufall, sondern wird vor der ersten Orchesterprobe für das entsprechende Konzert in jedem der vielen Streicherparts per Hand eingetragen. Sobald der Spielplan für die nächste Spielzeit erarbeitet ist, kümmert sich Ute Schröder um das Material. „Rund die Hälfte der Werke, die gespielt werden, haben wir im Haus.“ Oftmals fahndet sie nach Leihmaterial auf der ganzen Welt, verhandelt dazu mit Verlagen, arbeitet die Verträge aus. Eine gute Zusammenarbeit gibt es mit der Staatskapelle „… wir helfen uns gegenseitig aus“. Auch in der Zentralbibliothek sowie bei der SLUB wird sie oft fündig. Der Stress fällt ab, wenn alle Musiker ihre Noten auf dem Pult vorfinden und die Probe für das Konzert beginnen kann. Wenigstens bis zum nächsten Mal…

© Regine Eberlein

Ute Schröder im Fachdialog mit Konzertmeister Ralf-Carsten Brömsel | © Regine Eberlein

An eine Begebenheit erinnert sie sich: Ein junger russischer  Geiger  brachte seine Noten für ein Tschaikowski-Konzert mit, sie besorgte das Orchestermaterial dazu. Beim turnusmäßigen Abgleichen stellte sie fest, dass im Material des Geigers unüblicherweise viele Stellen nicht vorhanden waren: „Das wäre im Konzert eine Katastrophe gewesen“. Also richtete sie die Orchester- stimmen neu ein, sprich: sie strich in allen Orchesterparts die entsprechenden Stellen. Aber: Ende gut, alles gut – das Konzert war ein voller Erfolg.

Welche Schätze verbergen sich denn noch in den modernen Stahlschränken mit den Aufschriften Klavierauszüge, Partituren, Sinfonien, Serenaden, Suiten, Solo-Sätze, Opernsätze, Klassische Tänze, Ouvertüren, Chor- und Bühnenwerke, Kammermusik und so weiter? „Leider ist fast das gesamte Notenmaterial im Krieg abhanden gekommen, denn das Gewerbehaus an der Ecke Hertha-Lindner-Straße ist 1945 völlig abgebrannt. Zum Glück haben wir einige wenige ausgelagerte Materialien wieder hier.“ Dazu gehören auch steinalte Noten im sogenannten Plattendruck wie die Streichquartette von Jean-Baptiste Davaux von 1773 aus Paris. Diese werden bei Bedarf trotz ihres biblischen Alters noch zum Spielen genutzt. Der ganze Arbeitstag dreht sich um Musik: Wie ist das dann in der Freizeit? „Ich gehe oft in Konzerte und mache auch mit Freunden noch ein wenig Hausmusik. Ansonsten spiele ich Tennis, fahre Ski und wenn ich mein Arbeitsleben beende, steht genügend auf meiner Agenda, wozu ich jetzt nicht komme.“ Musik spielt aber ganz sicher bei Ute Schröder immer eine wichtige Rolle.

– Regine Eberlein  


Titelfoto:
Ute Schröder mit der Bruckner-Mappe © Regine Eberlein

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